Didaktische Ansätze

Didaktische Ansätze zum Programmierenlernen

Lernen mit Lösungsbeispielen

Das Lernen mit Lösungsbeispielen basiert auf dem Prinzip der kognitiven Meisterlehre, bei der der Lehrende zunächst den Lösungsprozess modelliert und erklärt. Lernende übernehmen dann schrittweise Verantwortung, bis sie selbstständig arbeiten können.

Didaktische Modelle nach Van Merrienboer

Van Merrienboer beschreibt drei Herangehensweisen zum Programmierenlernen:

Programmieren als Prozess

Programmieren wird als inkrementeller, explorativer Prozess verstanden, der folgende Kernkompetenzen erfordert (Du Boulay, 1989):

  1. Verständnis für Programme und ihre Funktion.
  2. Modell des Computers („notational machine“).
  3. Syntax und Semantik der Programmiersprache.
  4. Problemlösungsstrategien und algorithmische Patterns.
  5. Praktische Fähigkeiten (Planen, Implementieren, Testen, Debugging).

Live-Coding als didaktischer Ansatz

Live-Coding bietet die Möglichkeit, den Programmierprozess sichtbar und interaktiv zu gestalten:

  • Vorgehen: Der Lehrende schreibt Code live und denkt laut, um Denkprozesse zu verdeutlichen.
  • Variante: Participatory Live-Coding, bei dem Lernende während der Live-Session selbst aktiv mitarbeiten.
  • Vorteile

  • Sichtbarkeit des Prozesses, inkl. Debugging und schrittweiser Entwicklung.
  • Vermittlung von guten Programmierpraktiken (z. B. kontinuierliches Testen und Refaktorieren).
  • Ziel

    Die Lernenden erkennen, dass Code schrittweise entsteht und Debugging ein essenzieller Bestandteil des Programmierprozesses ist.

    Reflexion und Bewertung der Ansätze

    Vergleich der Ansätze

    Kriterium Lernen mit Lösungsbeispielen Leseansatz Expertenansatz Spiralansatz Live-Coding
    Zielgruppe Anfänger und Fortgeschrittene Anfänger Fortgeschrittene Anfänger Anfänger und Fortgeschrittene
    Praktikabilität Gut umsetzbar, da Beispiele konkret sind Einsteigerfreundlich Motivation durch Projekte Progressiver Wissensaufbau Reale Simulation des Prozesses
    Motivation Gering bei rein passivem Lernen Gut durch Interaktion Hoch durch Projektbezug Mittel, abhängig von Aufgaben Hoch durch aktive Teilnahme
    Lernerfolg Hoch bei gut strukturierten Beispielen Moderat, erfordert Reflexion Hoch durch Anwendung Gut durch kleinschrittiges Lernen Hoch durch Prozesssichtbarkeit

    Stärken und Schwächen der Ansätze

  • Lösungsbeispiele: Fördern Transferdenken, können aber passives Lernen begünstigen.
  • Leseansatz: Gut für Syntaxverständnis, jedoch fehlende Kreativität bei eigenen Projekten.
  • Expertenansatz: Hohe Motivation, aber Überforderung durch Komplexität möglich.
  • Spiralansatz: Guter Wissensaufbau, aber zeitintensiv.
  • Live-Coding: Veranschaulicht den Prozess, aber abhängig von der Kompetenz des Lehrenden.
  • Empfehlung

    Die Kombination mehrerer Ansätze ist ideal, da unterschiedliche Lernphasen und Lernstile angesprochen werden:

  • Einstieg: Spiralansatz oder Leseansatz.
  • Vertiefung: Lösungsbeispiele und Live-Coding.
  • Anwendung: Expertenansatz für projektbasiertes Lernen.
  • Live-Coding eignet sich besonders gut zur Einführung komplexer Prozesse, da es den explorativen und iterativen Charakter des Programmierens erlebbar macht.

    Interdisziplinäre Verbindung von didaktischen Konzepten

    Der Inhalt der Vorlesung "Didaktische Konzeptionen der beruflichen Ausbildung" von Prof. Dr. phil. habil. Joachim Rottmann wird hier zusammengefasst. Weitere Informationen zur themenübergreifenden Verbindung der Vorlesungen finden Sie hier.